Bericht vom Jussupow-Seminar
Wer hat als Amateur schon einmal die Gelegenheit, mit einem Weltmeister zu trainieren? Die Schachfreunde Heimersheim machten es jedenfalls möglich! Artur Jussupow,
einer der ganz wenigen im Schachsport, die sowohl als Spieler als auch als Trainer zur internationalen Spitze gehören, hielt ein 5stündiges Seminar zum Thema “Wie vermeide ich grobe Fehler?”. Passend zum Anlass wurde er nicht nur von 20 gespannten Teilnehmern und Vertretern der Presse, sondern auch von strahlendem Sonnenschein empfangen. So verliehen Kaiserwetter und ein trotz leichtem Unfall (unverschuldet) auf der Anreise bestens gelaunter Artur Jussupow der liebevoll hergerichteten alten Heimersheimer Dorfschule einen seltenen Glanz, der auch den Großmeister selbst nicht unbeeindruckt ließ.
Das Training begann der gebürtige Moskauer mit einer seiner frühen Glanzpartien, bei der seine Zuhörer, unter denen sich auch eine Handvoll Gäste befanden, bereits gehörig ins Staunen gerieten ob der verborgenen Möglichkeiten, die in den Stellungen steckten. Noch beeindruckender war dann allerdings die Voraussicht und Virtuosität, mit der der Meister diese Feinheiten seinerzeit aufgespürt und ausgenutzt hatte! Man kann dies natürlich in Schachbüchern nachlesen oder sich selbst den Kopf über hochklassige Partien, etwa bei Bundesligakämpfen, zerbrechen – die persönliche Vermittlung der Gedanken(leistung) ist vom Erlebnisgehalt her jedenfalls unerreichbar! Auf jeden Einwand die geeignete Antwort parat haltend führte Artur Jussupow die Teilnehmer durch weitere Stellungen und Partien und untermauerte den Stoff von Zeit zu Zeit durch einige theoretische Ausführungen.
Dann durften sich die Lernenden selbst an etlichen Stellungen und Studien versuchen, deren Lösungen dann im gemeinsamen Dialog erarbeitet wurden. Der Unterricht blieb daher stets sehr praxisbezogen, wobei sich die Aufgabenstellungen deutlich von bloßem Suchen nach Kombinationen abhoben. Auch bei den weiteren Fallbeispielen wurden die Teilnehmer intensiv in die Übungen eingebunden, die der Meister mit seinem geduldigen Lächeln und einigen schlagfertigen Sprüchen (“Aber noch besser ist Zwischenmatt!”) auflockerte. In den Pausen stand er bereitwillig für individuelle Fragen, auch über den Seminarstoff hinaus, zur Verfügung. Insgesamt präsentierte sich Artur Jussupow äußerst kompetent, souverän und bescheiden.
Den Organisatoren um Ralph Biewer gebührt ebenfalls wieder einmal ein besonderes Lob. Nicht nur die Bedingungen für den Vortragenden waren optimal, auch die Teilnehmer wurden bestens – und im Übrigen kostenlos – mit belegten Brötchen, Kuchen und Getränken versorgt. So trugen auch die Rahmenbedingungen ihren Teil dazu bei, das Jussupow-Seminar zu einem unvergesslichen, aber sicher nicht einmaligen Erlebnis zu machen!
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