Heimersheim II unterliegt im Derby
Auch nur zwei Punkte zu holen, aber doch kein Spiel wie jedes andere: Im ersten Alzeyer Derby seit einigen Jahren boten beide Seiten mehr oder weniger ihre Bestbesetzung auf. Konzentriert legte man in Alzey los, doch während sich an einigen Brettern spannende Kämpfe auf hohem Niveau abzeichneten, kam man an anderen Stellen früh vorentscheidend zur Sache.
Frank Leonhard gewann am achten Brett eine Figur und wickelte ins Endspiel ab. Eigentlich bereits ein mental verbuchter Punkt. Umgekehrt stand bei Udo Michel ein gegnerischer Turm auf der siebten Reihe und Material wurde ebenfalls vermisst. Gedanklich 1:1. Tatsächlich endete letztere Partie als erste mit der Alzeyer Führung. Doch an Brett acht vermissten Werner Norheimer & Co. auf einmal die Mehrfigur – das Endspiel mit 3 gegen 3 Bauern und Springer gegen Läufer sah auch nicht mehr gewinnbar aus. Davon ließ sich „Leo“ allerdings nicht beirren, eroberte einen gegnerischen Bauern und empfing daraufhin die für manchen überraschend frühe Aufgabe. Tatsächlich also doch noch 1:1.
Unterdessen stand das Brett bei Yann Allegrini in Flammen. Was hätte man angesichts des Gegners Hans-Rainer Breckner auch anderes erwarten sollen als Opfer und Angriff??? Selbiges versuchte auch Jury Beljaev, ein Zwischenzug seines Gegenübers beließ es jedoch bei einem Opfer ohne Angriff. Andreas Proft wirkte unterdessen angesichts des enormen Zeitverbrauchs seines Gegners etwas ratlos. Übersah er hier etwas? Bei Werner Norheimer, Timo Büdenbender und Jochen Thorn schien noch alles offen zu sein, mit insgesamt optischen Vorteilen für die Alzeyer. Alles in allem kein aussichtsreicher Zwischenstand aus Heimersheimer Sicht!
Dennoch wurde munter weitergekämpft und wechselndes Schlachtenglück wartete auch noch an einigen Brettern. Nicht so jedoch bei Jury Beljaev. Der Stadtmeister 2009, Jens Richtscheid, ließ sich mit Mehrfigur die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und wickelte souverän in ein nicht mehr zu haltendes Endspiel ab. Am Spitzenbrett lehnte Timo Büdenbender ein Remisangebot ab, fand in einem nicht ganz stubenreinen Doppel-Stonewall jedoch auch keine vielversprechenden Gewinnansätze. Fünf Züge später und in ziemlicher Zeitnot bot er seinerseits Remis, was umgehend akzeptiert wurde. Auch Werner Norheimer remisierte seine Begegnung am siebten Brett, in der er trotz Favoritenrolle und aktiven Bemühungen keinen Weg gegen die korrekte schwarze Verteidigung fand.
Zurück zum Thema Opfer, insbesondere Qualitätsopfer auf f3/f6. Andreas Profts Begegnung geriet nach einem solchen gehörig aus dem Gleichgewicht. Da sich das gegnerische Opfer als korrekt erwies, blieb von Andreas Königsflügel nicht mehr viel übrig. Selbiges galt für die Bedenkzeit seines Gegners. Und tatsächlich griff sein Gegenüber in horrender Zeitnot fehl, verlor aus dem Nichts eine Figur und fand sich kurz darauf in einem verlorenen Endspiel wieder. Nachdem Andreas mit seinem König in die Bauernkette eindrang, war der überraschende Ausgleich perfekt. Eine ebenso intensive Zeitnot hatte Yann Allegrini erfolgreich überstanden. Mit ausgeglichenem, aber ungleichem Material und offener Königsstellung mit Doppelturm vs. Bauernfestung auf der gegenüber liegenden Seite ging es in die „Verlängerung“. Wie die höhere Schachweisheit (Fritz & Co.) hinterher enthüllte, wechselte der Vorteil im Laufe des offenen Schlagabtauschs mehrere Male.
Am Ende einer Partie, die beide Kontrahenten sichtlich genossen, entschied wie so oft der letzte Fehler. Und den machte zum Heimersheimer Leidwesen Yann. Er vernachlässigte die Deckung des letzten verbliebenen Königsbauern in Unterschätzung der Breckner`schen Kombination und streckte kurz darauf die Waffen. Dennoch eine starke Leistung! Mit dem 3:4 im Nacken musste Jochen Thorn gegen Breckner junior alles auf eine Karte setzen. In vermutlich recht ausgeglichener Stellung reichte seine erzwungene Attacke leider nicht aus, um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden.
5:3 für Alzey – ein Ergebnis, das die Aufstiegsambitionen der Gastgeber unterstreicht und die geschlagenen Heimersheimer trotz Niederlage mit erhobenem Haupt heimkehren ließ. Für die wirklich gute Stimmung sorgte dann Heimersheim I – bei der gemeinsamen kulinarischen, schachlichen und geselligen Nachbereitung des Spieltags im Sonnenberger Hof.